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Bericht

Pressekammer LG Hamburg
Sitzung / nur Verkündungen, Freitag, den 26. Mai 2006 (Terminrolle)

Rolf Schälike - 26.05.2006

Auch für diesen Bericht gilt, wie für alle anderen meiner Berichte: Alles, was hier steht, entspricht nicht unbedingt der Wahrheit. Beweisen kann ich nichts; geurteilt nach den strengen Regeln der Pressekammer, waren meine Recherchen erbärmlich. Was hier in Anführungszeichen steht. ist nicht unbedingt ein Zitat. Oft verwende ich falsche Zeichensetzung. Habe dafür schon einmal gesessen. Möchte für mangelnde Kenntnis von Grammatik und Syntax nicht noch ein weiteres Mal ins Gefängnis. Was als Zitat erscheinen kann, beruht lediglich auf meinen während der Verhandlung geführten handschriftlichen Notizen. Auch wenn andere Texte, welche nicht in Anführungszeichen stehen, als  Zitate erscheinen, sind es keine, denn beweisen kann ich nichts. Auch Zeugen habe ich nicht. Sowohl Anwälte als auch Richter werden sich an nichts erinnern - sie haben besseres zu tun. Was merkwürdig erscheint, muss von Ihnen nicht unbedingt geglaubt werden. Eine Meinung habe ich nicht; es handelt sich um Verschwörungstheorien.

Öffentlichkeit

Die Öffentlichkeit bestand heute aus keiner Person außer mir selbst.

Auf der Terminrolle standen fünfzehn Verkündungen. Verhandlungen fanden nicht statt. Denn gestern hatten wir Vatertag.

Aus diesem Grund hat in Deutschland fast keine Firma gearbeitet.

Um 7:00 die Terminrolle brav abgeschrieben, direkt ins Internet gestellt, war ich pünktlich fünf Minuten vor 9:55 zur Verkündung wieder anwesend.

Die Tür zum Gerichtssaal war abgeschlossen. Nach zwei Minuten hörte ich von innen das Geräusch eines im Schloss knirschenden Schlüssels. Meine Annahme, ich könne jetzt hinein, erwies sich als Irrtum. Der Gerichtssaal blieb mir verschlossen.

Nach seinem Gang aufs stille Örtchen, begrüßte mich Herr Richter Dr. Weyhe. Bezüglich der Terminrolle sagte er, sie haben es nicht geschafft.  Auf der Terminrolle stehe: heutige Verkündung verschoben auf  12:00.

Dies passte mir gut. So konnte ich nach den am letzten Dienstag verkündeten Gerichtsentscheidungen fragen, die ich wegen meiner Reise nach Berlin ausnahmsweise verpasst hatte. Bereitwillig erhielt ich Auskünfte zu den vier Entscheidungen, in welchen alle einstweiligen Verfügungen bestätigt wurden.

Herr Richter Dr. Weyhe betonte extra noch einmal, alle seine Auskünfte seien selbstverständlich UNVERBINDLICH.

"Macht nichts, ich schreibe ohnehin, dass ich lüge, dazu alles vor Fehlern nur so strotzt. Wünsche einfach keine weiteren Verfahren."

Richter Herr Dr. Weyhe lachte.

 

Roben, Triebe, Automatismen

oder

Verkündungen um 12:00, Raum 833

Richter Herr Dr. Weyhe huschte an mir vorbei in sein Arbeitszimmer. Er müsse seine Robe überziehen.

Nicht nötig, rief ich hinterher. Der Mann war bereits verschwunden.

Als nächster huschte Richter Herr Dr. Korte aus dem Zimmer des Vorsitzenden in sein eigenes, wobei ich seinem Blick nicht entging.

Dr. Weyhe schloss die Tür auf und erklärte dabei die Robenpflicht. "Wenn wir zu dritt sind, ist es ein Trieb," bewies er seinen Humor, der ihn und seinesgleichen nicht verschonte.

Dass bei allen von mir erlebten Verkündungen in gerichtlichen Geschäftsstellen die Richter alle Entscheidungen ohne Robe verlesen hatten, verunsicherte mich.

Warum müssen sich die drei ausgerechnet wegen mir heute umkleiden?

"Guten Morgen, ach Mahlzeit, ach ..." begrüßte mich der Herr Vorsitzende.

Richter Herr Dr. Weyhe ging hinaus, rief in den leeren Gang: "Verkündung ...", kam schnell wieder herein. Rief: "Niemand anders da."

Der Tenor von fünfzehn Gerichtsentscheidungen wurde verlesen innerhalb einer Zeit von weniger als fünf Minuten.

Diesen im Grunde genommen freien Freitag des verlängerten Wochenendes zwischen Vatertag und Sonntag den Richtern zu verderben, war mir peinlich. Ohne meine Anwesenheit wäre ihnen nicht nur das Verlesen von Verkündungen erspart geblieben, sondern auch das Überziehen ihrer Roben.

"Ein schönes Wochenende. Bitte darum, mich zu entschuldigen, den Tag wollte ich Ihnen nicht verderben."

Mein Wochenende verbringe ich mit den besten Wünschen dieser drei Wächter unserer schönen deutschen Sprache.

Sie möchten mir folgenden Exkurs ins Jahr 1985 (neun Monate Haft in der Stasi-UHA Dresden, Bautzner Straße) bitte verzeihen.

Nach neun Monaten gab ich meinen Plasteteller nicht aus der Zelle, ich bat um Nachschlag, den es angeblich nicht gab. Der Anstaltsleiter, ein Hauptmann, betrat die Zweimann-Zelle, wo ich ihn, auf "meiner" Pritsche sitzend, bereits erwartete.

"Stehen Sie auf!" kommandierte der Hauptmann.

Ich blieb sitzen und befahl:

"Setzen Sie sich." Der Hauptmann setzte sich, schien sehr verstört.

Mir blieb Zeit nachzudenken. Ich ersann die Fortsetzung meiner Experimente.

Als die Zellentür das nächste Mal geöffnet wurde und der Schließer eintrat, befahl ich: "Kehrt-marsch!"

Auf der Stelle kehrte der Mann um, marschierte wieder hinaus.

Kein Schließer traute sich mehr in meine Zelle. Dies war der Gewinn einer wesentlichen Freiheit.

Liebe, liebe Richter der Pressekammer Hamburg, bitte verzeiht mir diese Assoziationen, lasst diese nicht zu.

Verkündet bitte das nächste mal ohne Roben und automatischen Handlungen.

Die Entscheidungen: siehe  Terminrolle.

 

Deutsche Sprache

Nichts Neues: "Aussetzungsbeschluss", "Beweisbeschluss", "stattgeben", "Streitwert".

Alles bekannte Wörter, wenn auch umstritten.

 

Was fehlte?

An diesem für mich beängstigenden Tag fehlte nichts.

 

Was fiel auf?

Dies traue ich mich nicht zu formulieren.

 

Der Vorsitzende Richter an diesem Freitag im Gerichtssaal [keine wörtlichen Zitate; lediglich Wiedergaben meiner Notizen]:

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Dieses Dokument wurde zuletzt aktualisiert am 16.05 08
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